„Ich freue mich, wenn es regnet,
denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch!“
Karl Valentin
Es gibt da diese Erklärung „Stress entsteht im Kopf“:
Ich mache mir also mit meinen Gedanken selber meinen Stress? Durch meine inneren Bewertungen von Situationen entsteht der Stress überhaupt erst? Und wenn das so ist, was gehen mir denn eigentlich typischerweise für Gedanken durch den Kopf, wenn etwas für mich stressig ist?
Was ist damit gemeint? Um das zu verdeutlichen hier ein Beispiel:
Ich stehe im Feierabendverkehr mit meinem Auto im Stau.
Variante A: „Das darf doch nicht wahr sein! So ein Mist! Warum geht das denn nicht weiter? Das ist jetzt schon das dritte Mal diese Woche. Ich will doch einfach nur nach Hause und da in Ruhe meinen Kaffee trinken!“
Variante B: „Stau, nun gut, wie fast jeden Tag. Na, zum Glück will ich heute nur nach Hause und habe keine anderen Termine mehr. Und das Radioprogramm ist ja auch gerade ganz spannend: So kann ich diesen Bericht noch in Ruhe hören.“
Je nachdem wie ich denke, welche Gedanken mir durch den Kopf gehen, so werde ich mich fühlen und auch reagieren. Entweder gereizt, aggressiv, nervös, wütend oder aber ruhig, konzentriert, gelassen. Unsere Gedanken nehmen Einfluss auf unsere Gefühle und Reaktionen. Automatisierte Denkmuster, die besonders gerne in potenziell stressigen Situationen auftauchen, spielen eine bedeutende Rolle bei der Entstehung von Stress, sie verschärfen ihn.
Ich habe es also ein stückweit in der Hand, ob ich es zulasse, dass in meinem Kopf Stress entsteht. Bin ich am Ende denn ganz alleine verantwortlich für meinen Stress? Nur schnell die Denkmuster ändern und schon kann ich in ein stressfreies Leben starten? Ganz so ist es dann doch nicht.
Ich trage als Person nicht immer die alleinige Verantwortung für meinen Stress. Es gibt ja Situationen, in denen Stressreaktionen angemessene Reaktionen sind, Situationen, die mich wirklich fordern und die vielleicht auch zu fordernd für mich sind. Wenn ich dann mit Stress reagiere, dann ist das in diesem Moment passend. Wenn zum Beispiel ganz objektiv betrachtet einfach zu viele Arbeitsaufgaben auf meinem Schreibtisch landen, die ich abarbeiten soll, dann gerate ich in Stress. Hier nützen mir stressreduzierende Gedanken nicht bei der Bewältigung des aufkommenden Stress’. Ich kann die Arbeit nicht in der vorgegebenen Zeit erledigen. Hier benötige ich dann Arbeitsentlastung durch meinen Arbeitgeber, um weiterhin gut und produktiv meine Aufgaben bewältigen zu können. Das würde meinen Stress reduzieren.
Und manchmal gerate ich in Situationen, die erst einmal nicht zu ändern sind. Ich kann mich dann gedanklich vielleicht einigermaßen beruhigen und dem aufkommenden Stress positiv ins Auge blicken. Nur kann immer noch ein unangenehmes Maß an Stress entstehen, da die Situation für mich so bedeutend ist. Nehmen wir das Beispiel mit dem Stau: Ich stehe im Stau, diesmal auf dem Weg zu einem sehr wichtigen beruflichen Termin. Natürlich helfen mir dann Gedanken wie „Da kann ich jetzt eh nichts dran ändern!“ oder „Davon geht die Welt nicht unter!“ dabei, meine Stressreaktionen zu verringern und ruhiger zu werden. Da der Termin allerdings sehr entscheidend für meine berufliche Zukunft ist und ich ihn wegen des Staus verpassen werde, entsteht hier Stress, den ich wahrscheinlich auch nicht komplett ausschalten kann. Er macht in dieser Situation ja auch Sinn. Ich kann dann vielleicht noch am Lenkrad meines Autos entspannende Atemübungen machen, um mein rasendes Herz zu beruhigen und so meinen Stress reduzieren.
Mein Ärger und Frust über eine unerfreuliche Situation muss sich nicht zwingend in Zuversicht und Freude verwandeln. Ich darf auch gestresst sein. Und ich bin nicht immer und überall alleine verantwortlich für meinen Stress. Ich kann eine Menge an meinem Verhalten verändern, die Verhältnisse um mich herum spielen aber ebenfalls eine Rolle bei der Entstehung von Stress. Beide Seiten müssen betrachtet werden, um erfolgreiches Stressmanagement betreiben zu können.
Kluges Stressmanagement setzt auf mehreren Ebenen an. Eine Ebene ist die Auseinandersetzung mit meinen automatisierten Denkmustern, meinen persönlichen Stressverschärfern. Stress entsteht eben auch im Kopf. Die anderen Ebenen sind meine Stressoren und meine Stressreaktionen. Von diesen drei Ebenen handelte der Anti-Stress-IMPULS 1.