Sei dir wohlgesonnen! – Anti-Stress-IMPULS Nr. 4

Ich sitze am Schreibtisch und habe mir fest vorgenommen, diesen Anti-Stress-IMPULS noch heute fertig zu schreiben und zu veröffentlichen. Viel Zeit habe ich da nicht für, aber der Plan heißt „Fertigschreiben!“ und nicht „Vertagen!“.

Wobei, wenn ich ihn heute nicht fertigstelle, dann könnte, nein, dann wird er mir morgen noch besser gelingen. Ich könnte alles noch mal in Ruhe durchlesen, alle Fehler ausmerzen und vielleicht kommt mir noch eine Idee, die ihn noch lesenswerter macht. Vielleicht recherchiere ich auch doch noch mal, wer weiß, da findet sich mit Sicherheit noch was Spannendes zu dem Thema. Ich könnte diesen Anti-Stress-IMPULS dann ganz perfekt machen. Das wäre doch was. Oder etwa nicht?

Da reitet mich gerade ein Stressverstärker. „Sei perfekt!“ ruft er mir zu und er versetzt mich in Stress während ich meinen Anti-Stress-IMPULS schreibe. Irgendwie verrückt. Was soll das denn?

Da klopfen meine inneren Werte an die Tür. Meine Motive und Wünsche. Meine Einstellungen. Meine Anforderungen an mich, wie etwas getan werden muss und wie ich mich in bestimmten Situationen verhalten sollte. Das ist ganz normal. Wir alle haben diese verinnerlichten Einstellungen, erworben in unserem Leben und verfestigt durch unsere Erfahrungen. Schwierig wird es nur dann, wenn ich sie zu absoluten Forderungen erhebe, deren Erfüllung absolut notwendig ist für mein Wohlergehen und für mein Selbstwertgefühl. Dann, wenn dieses „Ich muss„- und „Ich darf auf keinen Fall“-Denken mich bestimmt, dann verstärkt sich der Stress.

Ich kann diesen Stressverschärfer hinterfragen und ihn in förderliche Gedanken umformulieren. Dabei bleiben die positiven Seiten meiner Einstellungen erhalten (einen fundierten Anti-Stress-IMPULS schreiben) und die negativen übertriebenen Seiten werden so reduziert (nur ein zu 100% perfekter Anti-Stress-IMPULS darf online gehen).

Aus „Sei perfekt!“ wird so für mich „Gut ist gut genug! Ein Post auf Facebook muss nicht perfekt sein!“

Stressverschärfer beeinflussen unsere persönliche Wahrnehmung und Interpretation von Belastungssituationen. Diese stressverschärfenden Denkmuster entstehen ganz automatisch ohne unser bewusstes Dazutun. Sie führen dann häufig auch automatisch zu Stress. Wenn wir diesen Kreislauf durchbrechen können, dann können wir die Entstehung von Stress reduzieren.

Wichtig im Hinterkopf zu behalten ist, dass diese Denkmuster alle einen guten Kern haben. Sie entspringen unseren menschlichen Grundbedürfnissen und möchten dafür sorgen, dass diese erfüllt werden. Sie möchten, dass es uns gut geht.

Sie sind irgendwann im Laufe unseres Lebens entstanden und waren auch mal sinnvoll für uns. Zum Stressverstärker werden sie erst dann, wenn wir sie stark überzogen und als absolute Wahrheit in uns verankert haben.

Sei perfekt!
Das Leistungsmotiv steht hier hinter. Es möchte, dass ich mein Bestes gebe.
Förderliche Gedanken könnten hier sein: Auch ich darf Fehler machen, Aus Fehlern wird man klug, Gut ist gut genug, …

Sei beliebt!
Das Bindungsmotiv steht hier hinter. Es möchte verhindern, dass ich einsam bin.
Förderliche Gedanken könnten hier sein: Ich darf andere enttäuschen, Es müssen mich nicht alle mögen, Ich darf nein sagen, …

Sei unabhängig!
Das Autonomiemotiv, der Wunsch nach Selbstbestimmung und Unabhängigkeit steht hier hinter. Es möchte, dass ich nicht von anderen abhängig bin.
Förderliche Gedanken könnten hier sein: Ich darf um Hilfe bitten, Schwächen sind menschlich, Ich darf mich auch mal anlehnen, …

Behalte die Kontrolle!
Das Kontrollmotiv, der Wunsch nach Sicherheit steht hier hinter. Es möchte, dass ich keine unnötigen Risiken eingehe.
Förderliche Gedanken könnten hier sein: Ich traue mich was, Ich darf ein Risiko eingehen, Ich darf spontan sein, …

Halte durch!
Hier hinter steht das Streben nach Lustgewinn und Unlustvermeidung, das hier allerdings zu stark unterdrückt ist. Ich soll auch unangenehme Dinge angehen und meine Ziele erreichen.
Förderliche Gedanken könnten hier sein: Ich passe auf mich auf, Ich darf es mir auch leichtmachen, Ich darf gut zu mir sein, …

Wenn wir die guten Absichten unserer stressverschärfenden Denkmuster würdigen, dann fällt es uns oftmals leichter, ihnen etwas Anderes, etwas Förderliches, Fürsorgliches und uns Wohlgesonnenes als alternatives Denkmuster gegenüberzustellen.

Diese Fragen sind hilfreich, um unsere Stressverstärker zu erkennen und sie in förderliche Denkmuster umzuwandeln:

  • Welche Denkmuster/Gedanken sind mir aus schwierigen und belastenden Situationen vertraut?
  • Was sind die positiven Seiten dieser Denkmuster?
  • Was sind die hinderlichen Seiten dieser Denkmuster?
  • Welche fürsorglichen Entgegnungen könnten hilfreich sein, um anders mit den Denkmustern umzugehen?

Seien Sie sich wohlgesonnen und entwickeln mit Freude förderliche Denkmuster! Viel Spaß und Erfolg dabei!

PS: Ich bin mir jetzt auch wohlgesonnen und gehe raus in die Herbstsonne!