Urlaubszeit – die schönste Zeit des Jahres, oder?

deckchairs-355596_1920Auf keine Zeit im Jahr freuen wir uns mehr als auf unsere Urlaubszeit:

Erholung, Entspannung, Nichtstun, Abschalten, Abenteuer, Sommerwetter, ferne Länder,…

Jeder verbindet damit etwas Anderes, aber für die meisten ist diese Zeit mit ganz besonderen Sehnsüchten verbunden.

 

Und doch – vor dem Urlaub kommt der Stress…

Unsere positiven Gedanken und Erwartungen in puncto Urlaub werden aber häufig durch die Realität getrübt. Bevor es los geht und wir in den Urlaub starten können, stehen wir oft unter enormen Druck:

Die Stapel auf dem Schreibtisch, die noch abgearbeitet werden müssen, sind so hoch, dass bis zum letzten Tag vor den Ferien geackert werden muss. Die Kolleginnen und Kollegen müssen informiert werden über alle möglichen Dinge, die in der urlaubsbedingten Abwesenheit passieren können.
Erreichbarkeit im Urlaub via Handy oder E-Mail wird vorausgesetzt oder verlangt. Viele Beschäftigte sind wie selbstverständlich auch im Urlaub ganz einfach erreichbar.
Die dünne Personaldecke im Betrieb sorgt dafür, dass eher ein schlechtes Gewissen als Urlaubsvorfreude entsteht. Die Nicht-Urlauber seufzen, dass sie gar nicht wissen, wie sie die Arbeit schaffen sollen, wenn jetzt so viele im Urlaub sind.
Der Terminkalender für die Woche nach dem Urlaubsende ist bei vielen schon wieder rappelvoll. Und beim Gedanken daran, wie das E-Mail-Postfach dann wohl aussehen wird, werden insgeheim schon die nächsten Überstunden eingeplant.
Die Koffer sind noch nicht gepackt, der Reiseführer noch nicht gelesen und es ist kaum Zeit zwischen Arbeitsende und Reisestart. (Aber das ist eine ganz andere Geschichte…)

Was uns eigentlich Erholung, Regeneration, Muße und Abwechslung bringen soll, was uns zum Aufladen unserer Akkus dienen soll – unser Urlaub – das wird für immer mehr Menschen zu einer weiteren stressigen Zeit in einem eh schon stressigen Alltag. Den Urlaub stressfrei genießen zu können und tatsächlich erholt wiederzukommen, das ist anscheinend eine echte Kunst geworden.

7 Tipps für Arbeitgeber
Was können Unternehmen tun, damit der Urlaub für alle stressfrei gelingt?

beach-425167_1920Arbeitgeber und Führungskräfte können ihren Teil dazu beitragen, dass die Urlaubszeit für die einzelnen Beschäftigten und fürs Unternehmen insgesamt eine möglichst stressfreie Zeit wird. Damit tragen sie gleichzeitig zur Gesundheit und zum Wohlergehen aller bei*:

 

  1. Fördern Sie eine Kultur im Unternehmen, die die Bedeutung von Urlaubszeiten für die Erholung und damit auch für Gesundheit und Leistungsfähigkeit deutlich macht
    Nur gut erholte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können in der restlichen Zeit des Jahres gute Arbeit leisten.
  2. Ermutigen Sie Ihre Beschäftigten dazu, dass sie ihre Aufgaben in der Urlaubszeit loslassen
    Körper und Geist brauchen Zeit zum Regenerieren. Schon ein paar freie Tage reichen für den Erholungseffekt aus. Ein längerer Urlaub im Jahr sollte aber eingeplant werden.
  3. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Beschäftigten – auch die Führungskräfte – ohne schlechtes Gewissen in den Urlaub gehen können
    Durch entsprechende Vertretungsregelungen sollte verbindlich geregelt werden, wer wichtige anstehende Aufgaben während der Urlaubszeit übernimmt. Die Arbeit sollte während der Urlaubszeit im Normalfall  von anderen übernommen werden können und sich nicht anhäufen. Auch eine rechtzeitige und transparente Urlaubsplanung Im Unternehmen ist hierfür wichtig.
  4. Signalisieren Sie Ihren Beschäftigten deutlich, dass sie sich im Urlaub erholen sollen und nicht für die Arbeit zur Verfügung stehen müssen
    Überlegen Sie sich lieber dreimal, ob Sie Ihre Beschäftigten im Urlaub tatsächlich stören müssen. Denn Kontaktaufnahmen von der Arbeit während des Urlaubs erhöhen das Stressniveau in starkem Maße. Nutzen Sie die Möglichkeit der ständigen Erreichbarkeit durch Telefon und E-Mail nicht unüberlegt aus.
  5. Besprechen Sie im Vorfeld Möglichkeiten der Kontaktaufnahme für Ausnahmefälle
    So kann zum Beispiel in wichtigen Fällen verabredet werden, dass zu bestimmten Zeiten E-Mails oder Anrufe gecheckt werden. Kontakt sollte dabei nur von bestimmten Personen (z.B. Führungskraft, ausgewählte Kolleginnen und Kollegen) aufgenommen werden dürfen.
  6. Stellen Sie Richtlinien für Vertretungs- und Abwesenheitsnotizen bei E-Mails und Anrufen auf
    Werden Vertretungen genannt? Werden eingehende Anfragen nach dem Urlaub beantwortet? Oder werden die während der Urlaubszeit eingehenden Anfragen „einfach“ gelöscht mit der Bitte, sich nach der Urlaubszeit wieder zu melden? Entwickeln Sie entsprechende Regeln und geben Sie diese allen im Unternehmen bekannt.
  7. Nach dem Urlaub ist ein langsamer Einstieg in den Arbeitsalltag förderlich,  damit die Erholung länger erhalten bleibt und der Stresspegel nicht gleich wieder hochgeht
    Wenn es die Gegebenheiten zulassen, dann ist zum Beispiel ein Einstieg in der Wochenmitte mit einer ersten kurzen Arbeitswoche optimal.

*Alle hier genannten Tipps gelten natürlich für alle im Unternehmen – Führungskräfte inbegriffen.


Ein persönlicher Gedanke zum Schluss

Ferienzeit in Schweden – Regelungen zu den sogenannten „Industrieferien“ besagen, dass schwedische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Sommer 4 Wochen am Stück Urlaub machen sollen bzw. teilweise rechtlichen Anspruch darauf haben. Zeit, um den Sommer zu genießen, die langen Tage und die kurzen Nächte, Familie und Freunde zu treffen, andere Länder zu bereisen…
Als Besucherin erscheint es einem im Juli dann auch tatsächlich so, als ob ein ganzes Land kollektiv nicht erreichbar ist. Fast alle sind im Urlaubsmodus und doch läuft das Leben nach der Sommerpause dann wieder ganz normal weiter, die Wirtschaft liegt nicht am Boden.
Mit der entsprechenden Organisation und der entsprechenden Einstellung bzw. Tradition dahinter ist das anscheinend möglich. Vielleicht können wir uns alle an die eigene Nase fassen und unsere Urlaubszeit tatsächlich zu einer Zeit der Erholung und des Auftankens machen. Unsere Gesundheit wird es uns danken.